Definition:

Untersuchung des frischen Ejakulats

Die Untersuchung erfolgt nach der WHO-Richtlinie 2021 in Doppelbestimmung und Auszählung von je 200 Spermien. Zusätzlich erfolgt in unserem Labor die Beurteilung der Motilität nach 5 Stunden.

Material:

Die Ejakulatgewinnung erfolgt durch Masturbation nach einer Karenzzeit von 2-7 Tagen.
Die Gewinnung erfolgt vor Ort im Labor (ganz frische Probe erforderlich). Dem Patienten steht ein separater Raum zu Verfügung, Diskretion wird garantiert.

Bestimmungsmethoden und Referenzbereiche nach WHO

  • Messung des Ejakulatvolumes (≥ 1,4 ml)
  • Physikochemische Beurteilung:
    • Aussehen (normal)
    • Geruch (typisch, kastanienblütenartig)
    • Farbe (grau-opaleszent)
    • Konsistenz (viskös)
    • Verflüssigungszeit (30-60 min)
    • Messung des pH-Wertes (> 7,2)
  • Bestimmung der Zahl von Erythrozyten (< 50/µl) und Leukozyten (< 75/µl) mit Teststreifen
  • Mikroskopische Untersuchung:
    • Bestimmung der Spermienkonzentration (≥ 16 Mill./ml) und Spermienzahl (≥ 39 Mill.)
    • Bestimmung der Motilität nach 1 und 5 Stunden:
      • progressiv beweglich (≥ 30 %)
      • beweglich gesamt (≥ 42 %)
      • immobil (< 58%)
    • Beurteilung der Morphologie (normale Formen ≥ 4 %)
    • Bestimmung der Rundzellen (Leukozyten und Spermiogenesezellen)
    • Beurteilung von Spermienaggregation und Spermienagglutination
  • Bestimmung der Spermienvitalität (Eosin-Vital-Test, > 53%)
  • Mikrobiologische Untersuchung mit Erreger und Resistenz
  • Chlamydien trachomatis-PCR (bei Anforderung)

Nomenklatur

  • Normozoospermie: Normalbefund
  • Parvispermie: geringes Ejakulatvolumen
  • Aspermie: kein Ejakulat
  • Azoospermie: keine Spermien im Ejakulat
  • Oligoasthenoteratozoospermie: Gesamtzahl, Motilitäts- und Morphologiekriterien nicht erfüllt
  • Oligozoospermie: Gesamtzahl oder Konzentration vermindert
  • Asthenozoospermie: Motilitätskriterien der Spermien nicht erfüllt
  • Teratozoospermie: < 4 % der Spermien mit normaler Morphologie
  • Akinozoospermie: Alle Spermien unbeweglich
  • Viskosipathie: Verflüssigungszeit > 60 min

Interpretation:

Der komplette Befund wird schriftlich und ausführlich von erfahrenen Akademikern interpretiert. Es werden Vorschläge zur weiteren Diagnostik gemacht.

Spermienaggregation:
Aneinanderhaften immobiler Spermien miteinander oder motiler Spermien mit Mukussträngen oder Debris gilt als unspezifisch.

Spermienagglutination:
Aneinanderhaften motiler Spermien Kopf an Kopf, Schwanz an Schwanz oder gemischt. Die Beweglichkeit der Spermien ist oft sehr kräftig mit Schüttelbewegung. Unterschieden werden 4 Grade: isoliert, mäßig, viele, ausgeprägt. Agglutinate lassen das Vorhandensein von Spermienantikörpern vermuten.

Retrograde Ejakulation:
Vorhandensein von Spermien nach der Ejakulation im Urin (Fehlfunktion des inneren Blasenmuskels).

NB: Aufgrund der ausgeprägten interindividuellen Variabilität sind nach WHO-Kriterien mind. 2 besser 3 Ejakulatproben im Abstand von 4 bis 8 Wochen erforderlich.
Wenn die sexuelle Karenz eingehalten wurde und das Ejakulatvolumen kleiner als < 1,5 ml muss auch Urin auf Spermien untersucht werden.

 




 Spermiogrammflyer



Literatur:

  • B. Neumeister, I. Besenthal, B. O. Böhm: 2009, Klinikleitfaden Labordiagnostik, ISBN: 978-3-437-22232-0
  • WHO-Laborhandbuch zur Untersuchung und Aufarbeitung des menschlichen Ejakulates, 2012, Springer ISBN: 978-3-642-21122-5
  • G. Ludwig, J. Frick, E. Rovan, 1996, Praxis der Spermatologie, Springer, ISBN: 3-540-60571
  • M. Nitzschke, T. Strowitzki, M. von Wolff, Spermiogramm und Seminalplasma: Der andrologische Faktor, Gyn. Endokrinologie 2009, 7: 80-86
  • Fr.-M.- Köhn, H.- Ch. Schuppe, 2011, Aktuelle WHO-Vorgaben und BÄK Richtlinien: Spermiogramme korrekt erstellen, Uro News 5