Ziel/Indikation:

  • V.a. partielle oder komplette Hypophysenvorderlappen-Insuffizienz
  • Überprüfung sämtlicher Achsen des Hypophysenvorderlappens (HVL)
  • Feststellung von Funktionsstörungen des HVL nach neurochirurgischen Eingriffen

Kontraindikation:

  • V.a. Überfunktion der einzelnen Hormonachsen
  • V.a. Funktionsstörung einer speziellen Hormonachse: hier wird die Prüfung mit einem speziellen Test empfohlen!
  • Bei TRH-Gabe: instabile Angina pectoris, frischer Myokardinfarkt, schwere COPD
  • des Weiteren: relativ große Hypophysentumore, cerebrale Anfallsleiden
  • V.a. NNR-Insuffizienz: Substitution von 30mg Hydrocortison nach dem Test
  • bei Diabetes mellitus: nur selten wird durch den Test eine Hypoglykämie ausgelöst

Prinzip:

Durch rasch hintereinander erfolgende Gabe von CRH, GHRH, GnRH und TRH wird die Sekretion der zu den jeweiligen Hormonachsen gehörenden Hormone ACTH, Cortisol, GH, LH, FSH, TSH und Prolaktin stimuliert. Die nachfolgende Messung der Hormone im Serum/EDTA-Blut gibt Auskunft über die Funktion der verschiedenen Hormonachsen.

Vorbereitung:

  • Der Patient sollte ab dem Vorabend nüchtern bleiben. Stress im Vorfeld vermeiden.
  • Abnahmezeitpunkt: 8.00 -9.00 Uhr
  • Legen eines venösen Zugangs. Ruhephase für den Patienten. Abnahme im Liegen.
  • Frauen: am 3.-8. Zyklustag, Ovulationshemmer (v.a. Cyproteron-halt. Präp.) absetzen (für ACTH/Cortisol-Messung)

Der Patient sollte aufgrund des Nebenwirkungsspektrums des Tests (Flush-Symptomatik, Harndrang, hämorrhagische Infarzierung von Hypophysenadenomen, vor allem durch TRH-Gabe) während der gesamten Durchführung überwacht werden!

Es empfiehlt sich bei fehlenden Hinweisen auf eine Störung der Schilddrüsenhormone auf die TRH-Gabe zu verzichten. Darüber hinaus kann die Funktion der Schilddrüsenhormone am besten durch eine isolierte Messung von TSH, fT3 und fT4 eingeschätzt werden.

Durchführung:

1. Basale Probe entnehmen, gut kennzeichnen, Proben einfrieren, schneller Transport ins Labor!

            - 1x EDTA-Blut: ACTH

            - 1x Serum-Blut: Cortisol, GH, LH, FSH, TSH, Prolaktin

2. intravenöse unmittelbar aufeinander folgende Gabe von:

            - 100μg humanem CRH, 100μg GHRH, 100μg GnRH, ggf. 200μg TRH

3. weitere Blutabnahmen: gut kennzeichnen, Proben einfrieren, schneller Transport ins Labor!

            - 15 Minuten:     1x EDTA (ACTH) und 1x Serum (Cortisol, LH, FSH)

            - 30 Minuten:     1x EDTA (ACTH) und 1x Serum (Cortisol, GH, LH, FSH, TSH, Prolaktin)

            - 60 Minuten:     1x EDTA (ACTH) und 1x Serum (Cortisol, GH)

            - 90 Minuten:     1x EDTA (ACTH) und 1x Serum (Cortisol, GH)

Ergebnisse und Interpretation:

  • ACTH: deutlicher Anstieg  à  normale Funktion der kortikotropen Achse
  • Cortisol: Anstieg auf > 20μg/dl  à  normale Cortisolantwort / Ausschluss einer NNR-Insuffizienz
  • GH: Anstieg auf > 10μg/dl à  normale Funktion der somatotropen Achse
  • LH: 
  • Frauen:  Anstieg auf das 2-4fache des Basalwerts à normale Funktion der gonadotropen Achse  
  • MännerAnstieg auf das 1,5-2fache des Basalwerts à normale Funktion der gonadotropen Achse 
  • FSH:   
  • Frauen:  Anstieg auf das 2fache des Basalwert  à   normale Funktion der gonadotropen Achse            
  • Männer: kein oder leichter Anstieg   à  fehlender FSH-Anstieg ist nicht pathologisch
  • TSH: Anstieg von 2,5-20 mIU/l à  normale Reaktion auf einen TRH-Stimulus nur in Kombination mit den peripheren Schilddrüsenhormonen (fT3/fT4) bewertbar (siehe TRH-Test)
  • Prolaktin:
  1. Anstieg auf über das 2fache d. Basalwert à  physiologischer Anstieg oder funktionelle Hyperprolaktinämie 
  2. kein Anstieg: à  V.a. Prolaktinom

Literatur:

Schulte et al (Endokrinologicum), Anabasis, 4. Auflage 2005
Lehnert, Rationelle Diagnostik und Therapie in Endokr., Diab. und Stoffw. Thieme Verlag, 4. Auflage, 2015