Die Zecke sitzt auf einem Blatt,
ein Trampelpfad darunter,
sie fraß sich lange nicht mehr satt,
der Hunger hält sie munter.

Da naht ein Mann, den etwas treibt,
gequält, doch voller Hoffen,
der schamhaft guckt und stehen bleibt
den Hosenstall schon offen.

Er greift hinein, in seiner Qual,
sofort darauf erscheint dann
ein gold´ner Strahl. Er musste mal.
Das war es dann, so meint man.

Doch wie so oft, der Schein der trügt,
das Schicksal war schon lange
gelandet, und bereits vergnügt
und nagend an der Stange.

Die warme Luft vom Pinkelstrahl,
die Wärme sozusagen,
war für die Zecke das Signal,
den kühnen Sprung zu wagen.

Nach ihrem Penislandungsglück
ging keine Zeit verloren.
Sie war verbohrt in dieses Stück
bis über beide Ohren.

Befriedigt, prall voll Blut gesaugt,
macht sie jetzt auf ironisch,
denn, was sie lustvoll ausgelaugt,
hängt schlaff und sexplatonisch.

Das nimmt der Mann nun nicht in Kauf,
er bricht dem Tier die Glieder
und richtet so den Penis auf,
die Frauen stöhnen wieder.

Viel besser wäre, wenn der Mann
den Hausarzt konsultierte,
jedoch er dachte nicht daran,
weil er sich so genierte.
Er hat das Tier zwar umgebracht,
nur in dem Rumgehecke
die Rechnung ohne Wirt gemacht,
und der war hier die Zecke.

Wie in dem Troja-Pferd versteckt,
verbarg das Tier Soldaten,
die, wenn sie einmal Blut geleckt,
in Angriffslust geraten.

Es war ein kampferprobtes Heer
von wilden Spirochäten.
Sie griffen an, ubiquitär,
mit Pauken und Trompeten.

Der Zeckenmord ging dieses mal
ganz kräftig in die Hose.
Die Zecke rächt sich postmortal
mit einer Borreliose.

Dort, wo sie anfangs hing, am Ding,
bis kurz vor ihrer Tötung,
wächst langsam ein Entzündungsring:
die wandernde Errötung.

Die Rötung wird zwar wieder klein,
jedoch man wird vernichtet.
Die Spirochäten sind allein
dem Exitus verpflichtet.

Die Knochen werden schmerzhaft schlapp,
der Knorpel, er verödet.
Und das Gehirn kriegt auch was ab,
der ganze Mensch verblödet.

So merke, wächst ein Zeckenkranz
vom Einbiss auswärts, rötlich,
zeig deinem Hausarzt deinen Schwanz,
denn falsche Scham ist tödlich.