Aufgrund der komplexen Präanalytik der Hormonbestimmungen möchten wir Ihnen zur Vorbereitung und Durchführung von Hormontests eine Tabelle zur Verfügung stellen. In dieser finden Sie die Hormone alphabetisch geordnet sowie wichtige Informationen zur Vorbereitung des Patienten, über das benötigte Material und die, bei der Probenentnahme, Lagerung und Transport der Proben, zu beachtenden Bedingungen. In der letzten Spalte der Tabelle haben wir wichtige Störfaktoren zusammengetragen.

Medikamente haben vielfältige Einflüsse auf die Messung des Aldosteron/Renin-Quotienten, sowie auf die Bestimmung der Katecholamine (im Serum und im Urin). Aus diesem Grund haben wir zwei weitere Tabellen zur genaueren Differenzierung der Störfaktoren hinzugefügt.

Für die Bestimmung von Hormonen gilt:

  • Das Material so schnell wie möglich ins Labor schicken! Ggf. Rücksprache mit dem Labor erbeten.
  • Falls die Möglichkeit besteht: Vollblut (direkt nach der Gerinnung) oder EDTA-Blut (direkt nach der Entnahme) zentrifugieren, den Überstand (Serum oder Plasma) abpipettieren und einfrieren.
  • Urin während des Sammelns kühl und lichtgeschützt lagern. Danach gut durchmischen, 10 ml davon in gelbe Urin-Röhrchen abfüllen und ins Labor schicken.
Parameter Material Probenabnahme Lagerung bis Abtransport Besonderheiten
ACTH EDTA - morgens, in gekühlte Rörchen gekühlt
ADH
(Vasopressin)
EDTA - morgens, nüchtern, venöser Zugang,  30 Min liegen, in gekühlte Röhrchen 
- vor der Blutabnahme kein Kaffee, Tee, Nikotin
- parallel Osmolalität im Serum und Urin
gekühlt falsch hoch: Leberzirrhose, Nikotin, Morphin, Vincristin, Vinblastin, Cyclophosphamid, Clofibrat, Chlorpropamid,Vinblastin, trizyklische Antidepressiva 

falsch niedrig: Alkohol, Schwangerschaft, Phenytoin, Chlorpromazin, unsachgerechte Handhabung des Probenmaterials (Abnahme, Transport, Lagerung)
Copeptin
(CT-pro AVP)
Serum - morgens, nüchtern, nach 8 Std. Flüssigkeitskarenz 
- parallel Osmolalität im Serum und Urin abnehmen
keine Besonderheit falsch hoch: bei niedriger GFR

falsch niedrig: unter Glukokortikoidtherapie
Aldosteron Serum Blutentnahme: morgens, in sitzender Position nach 5-15 Min. Ruhe, bei Frauen in der ersten Zyklushälfte
- wenn möglich Spironolacton für 4 Wochen absetzen
- Urin: ausreichend Ruhezeit während der Sammelperiode
gekühlt, lichtgeschützt Medikamenteneinfluss s. Tabelle 2
Aldosteron-18-Glucuronid 24h-Urin nicht angesäuert
Calcitonin
(HTC)
Serum - morgens, nüchtern gekühlt falsch hoch: Niereninsuff. (Akkumulation), Therapie mit Calcitonin

falsch niedrig: AK unter Therapie mit Calcitonin
Chromogranin A Serum - morgens, nüchtern gekühlt  falsch hoch:  Niereninsuff., Lebererkrankungen, Stress, chronisch-entzündliche Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes
Cortisol Serum - morgens, standardisiert 8:00Uhr
- Stress vermeiden
gekühlt falsch hoch: Stress, akute Erkrank., Infektionen, Verbrennungen, Medikamente (Amphetamine, Minirin, Östrogentherapie, Pille), Schwangerschaft, Adipositas, Alkoholabusus, Kreuzreaktivitäten mit exogenem Hydrokortison, Kortison, Prednisolon, Prednison, Methylprednisolon, Aldosteron

falsch niedrig: Dexamethason,Lithium,Erniedrigung des kortisolbindenden Globulins durch Leberzirrhose, Hyperthyreose, renaler od. intestinaler Proteinverlust
Cortisol, freies 24h-Urin nicht angesäuert - Urinsammlung mehrfach wiederholen gekühlt, lichtgeschützt falsch hoch: bei Polyurie erhöht sich auch die Kortisol-Ausscheidung, Kreuzreaktivität mit synthetischen Glukokortikoiden

falsch niedrig: Dexamethason, Lithium
C-Peptid, Insulin, Proinsulin Serum - morgens, nüchtern gekühlt   falsch hoch: Niereninsuff. (Akkumulation)
Glucagon EDTA - morgens, nüchtern gekühlt
5-HIES 24h-Urin angesäuert - Urin kühl sammeln
- Urinsammlung mehrfach wiederholen (möglichst während eines Anfalls), 5-HIES-Ausscheidung ist meist intermittierend
gekühlt, lichtgeschützt falsch hoch:
Serotoninhaltige Nahrungsmittel (Ananas, Auberginen, Avocados, Bananen, Johannisbeeren, Melonen, Mirabellen, Stachelbeeren, Tomaten, Walnüsse, Zwetschgen, Pflaumen, Kakao, Kiwi, Pekannüsse)
Nikotin, Koffein 
Medikamente: Reserpin, Methamphetamin

falsch niedrig: Alkohol, Niereninsuff., starke Lichteinwirkung
IGF1 (Somatomedin C) Serum - keine besondere Patientenvorbereitung notwendig gekühlt falsch hoch: Adipositas, Schwangerschaft (v.a. im letzten Trimenon)

falsch niedrig: Ernährungsstörungen, Malabsorption, Diabetes mellitus, chron. Hepatitiden, Z.n. Trauma, Malignome, Hypothyreose
IGF-BP3 Serum - keine besondere Patientenvorbereitung notwendig gekühlt falsch hoch: Niereninsuffizienz

falsch niedrig: Fasten, chronische Fehlernährung, Leberschäden, Diabetes mellitus
Katecholamine
(Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin)
Metanephrine
(Normetanephrin, Metanephrin) 
3-Methoxytryramin
EDTA - morgens, nüchtern, venösen Zugang legen, 30 Min. komplett flach liegen
- mind. 4 h vor der Blutentnahme:kein Kaffee, Tee, koffeinhaltige Getränke, Nikotin
gekühlt Medikamenteneinfluss s. Tabelle 1
Katecholamine
(Dopamin, Adrenalin, Noradrenalin)
Metanephrine
(Normetanephrin, Metanephrin) 
HVS, VMS
24h-Urin angesäuert - Urin kühl und lichtgeschützt sammeln
- mind. 4 h vor Beginn des Sammelns und während des Sammelns: kein Kaffee, Tee, Nikotin, koffeinhaltige Getränke, Schokolade, Nüsse, Zitrusfrüchte und vanillehaltige Produkte
gekühlt, lichtgeschützt falsch hoch: Stress, Hypoglykämien, körperliche Belastung

Medikamenteneinfluss s. Tabelle 1
Renin EDTA - morgens, in sitzender Position, nach 5-15 Min. Ruhe
- bei Frauen in der ersten Zyklushälfte
- wenn möglich Spironolacton für 4 Wochen absetzen
- Probenröhrchen nicht vorkühlen, Raumtemperatur
Zimmertemperatur falsch hoch:
gekühlte Proben 

falsch niedrig: Lakritzgenuss, hohe Natriumzufuhr

Medikamenteneinfluss s. Tabelle 2
Serotonin Serum/ 24h-Urin angesäuert - 3Tage vor Abnahme: keine Ananas, Aubergine, Avocados, Bananen, Johannisbeeren, Melonen, Mirabellen, Stachelbeeren, Tomaten, Walnüsse, Zwetschgen, Chlorpromazin, Paracetamol, ASS gekühlt, lichtgeschützt falsch hoch: thrombozytenreiches Serum, Nikotin, MAO-Hemmer, Reserpin

falsch niedrig: Alkohol, Levodopa, Methyldopa
Wachstumshormon (STH, HGH) Serum - morgens, nüchtern, 30 Min. vor Blutentnahme venösen Zugang legen, Stress vermeiden gekühlt falsch hoch: schlecht eingestellter Diabetes mellitus

falsch niedrig: Stress, Hypoglykämie

Tab. 1 Medikamenteneinfluss bei der Metanephrin-Diagnostik

Plasma Urin
Medikament Normetanephrine Metanephrine Normetanephrine Metanephrine
Acetaminophen  ↑↑  ↔  ↑↑  ↔
Labetalol  ↔  ↔  ↑↑  ↑↑
Sotalol    ↔  ↔  ↑↑  ↑↑
α-Methyldopa   ↑↑  ↔  ↑↑  ↔
Trizyklische
Antidepressiva    
 ↑↑  ↔  ↑↑  ↔
Buspirone   ↔  ↑↑  ↔  ↑↑
Phenoxybenzamin  ↑↑  ↔  ↑↑  ↔
MAO-Hemmer       ↑↑  ↑↑  ↑↑  ↑↑
Sympathomimetika   ↑  ↑   ↑  ↑
Kokain  ↑↑  ↑  ↑↑  ↑
Sulfasalazin  ↑↑  ↔  ↑↑  ↔
Levodopa   ↑   ↑  ↑↑  ↑

(↑↑ deutlicher Anstieg, ↑ milder Anstieg, ↔ keine Änderung) 

Tab. 2 Effekte von Antihypertensiva auf den Aldosteron-Renin-Quotienten

Medikament Effekt auf
Aldosteron
Effekt auf
Renin
Effekt auf Aldosteron/
Renin-Quotient (ARQ)
Empfohlene
Pause
ß-Blocker  ↓  ↓↓  ↑ (falsch positiv)  1 Woche
Imidazolinrezeptor-Agonisten
(Clonidin)
   ↓↓  ↑ (falsch positiv)  1 Woche
Thiazid-Diuretika    ↑↑  ↓ (falsch negativ)  1 Woche
Schleifendiuretika   ↔   ↑↑  ↓ (falsch negativ)  1 Woche
ACE-Hemmer      ↑↑  ↓ (falsch negativ)  1 Woche
AT1-Rezeptorblocker
(Sartane) 
   ↑↑  ↓ (falsch negativ)  1 Woche
Renin-Inhibitor (Aliskiren)    ↑↑  ↓ (falsch negativ)  1 Woche
Mineralkortikoid-Antagonisten 
(Spironolacton, Eplerenon, 
Drospirenon, Amilorid etc.)
 ↑  ↑↑  ↓ (falsch negativ)  4 Wochen
Kalzium-Antagonisten
(Dihydropiridine)
 ↔   ↔ ---
Verapamil  ↔   ---
α 1-Antagonisten 
(z.B. Doxazosin, Prazosin)
 ↔  ↔ ---
Dihydralazin  ↔  ↔   ---





Literatur:

Lenders J et al. 2014: Pheochromocytoma and paraganglioma: an Endocrine Society Clinical Practice Guideline. J Clin Endocrinol Metab 99: 1915-42

Funder J et al. 2008: Case detection, diagnostic, and treatment of patients with primary aldosteronism: an Endocrine Society Clinical Practice Guideline, J Clin Endocrinol Metab 93: 3266-81

Diederich S et al.: 2013: Endocrine Hypertension- Diagnosis and treatment of hormone induced blood pressure disorders. 1st edition. UNI-MED

Diederich S., 2010 Trotz Kombinationstherapie bleibt der Blutdruck oben: Häufiger als vermutet ist ein primärer Hyperaldosteronismus schuld MMW-Fortsch.Med. 7: 32-35


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