Definition:
Untersuchung des frischen Ejakulats
Die Untersuchung erfolgt nach der WHO-Richtlinie 2010 in Doppelbestimmung und Auszählung von je 200 Spermien. Zusätzlich erfolgt in unserem Labor die Beurteilung der Motilität nach 5 Stunden.
Material:
Die Ejakulatgewinnung erfolgt durch Masturbation nach einer Karenzzeit von 2-7 Tagen.
Die Gewinnung erfolgt vor Ort im Labor (ganz frische Probe erforderlich). Dem Patienten steht ein separater Raum zu Verfügung, Diskretion wird garantiert.
Bestimmungsmethoden und Referenzbereiche nach WHO
- Messung des Ejakulatvolumes (>1,5 ml)
- Physikochemische Beurteilung:
- Aussehen (normal)
- Geruch (typisch, kastanienblütenartig)
- Farbe (grau-opaleszent)
- Konsistenz (viskös)
- Verflüssigungszeit (30-60 min)
- Messung des pH-Wertes (> 7,2)
- Bestimmung der Zahl von Erythrozyten (< 50/µl) und Leukozyten (< 75/µl) mit Teststreifen
- Mikroskopische Untersuchung:
- Bestimmung der Spermienkonzentration (> 15 Mill./ml) und Spermienzahl (> 39 Mill.)
- Bestimmung der Motilität nach 1 und 5 Stunden:
- progressiv beweglich (> 32 %)
- beweglich gesamt (> 40 %)
- immobil (< 60%)
- Beurteilung der Morphologie (normale Formen > 4 %)
- Bestimmung der Rundzellen (Leukozyten und Spermiogenesezellen)
- Beurteilung von Spermienaggregation und Spermienagglutination
- Bestimmung der Spermienvitalität (Eosin-Vital-Test, > 58%)
- Mikrobiologische Untersuchung mit Erreger und Resistenz
- Chlamydien trachomatis-PCR (bei Anforderung)
Nomenklatur
- Normozoospermie: Normalbefund
- Parvispermie: geringes Ejakulatvolumen
- Aspermie: kein Ejakulat
- Azoospermie: keine Spermien im Ejakulat
- Oligoasthenoteratozoospermie: Gesamtzahl, Motilitäts- und Morphologiekriterien nicht erfüllt
- Oligozoospermie: Gesamtzahl oder Konzentration vermindert
- Asthenozoospermie: Motilitätskriterien der Spermien nicht erfüllt
- Teratozoospermie: < 4 % der Spermien mit normaler Morphologie
- Akinozoospermie: Alle Spermien unbeweglich
- Viskosipathie: Verflüssigungszeit > 60 min
Interpretation:
Der komplette Befund wird schriftlich und ausführlich von erfahrenen Akademikern interpretiert. Es werden Vorschläge zur weiteren Diagnostik gemacht.
Spermienaggregation:
Aneinanderhaften immobiler Spermien miteinander oder motiler Spermien mit Mukussträngen oder Debris gilt als unspezifisch.
Spermienagglutination:
Aneinanderhaften motiler Spermien Kopf an Kopf, Schwanz an Schwanz oder gemischt. Die Beweglichkeit der Spermien ist oft sehr kräftig mit Schüttelbewegung. Unterschieden werden 4 Grade: isoliert, mäßig, viele, ausgeprägt. Agglutinate lassen das Vorhandensein von Spermienantikörpern vermuten.
Retrograde Ejakulation:
Vorhandensein von Spermien nach der Ejakulation im Urin (Fehlfunktion des inneren Blasenmuskels).
NB: Aufgrund der ausgeprägten interindividuellen Variabilität sind nach WHO-Kriterien mind. 2 besser 3 Ejakulatproben im Abstand von 4 bis 8 Wochen erforderlich.
Wenn die sexuelle Karenz eingehalten wurde und das Ejakulatvolumen kleiner als < 1,5 ml muss auch Urin auf Spermien untersucht werden.
Literatur:
- B. Neumeister, I. Besenthal, B. O. Böhm: 2009, Klinikleitfaden Labordiagnostik, ISBN: 978-3-437-22232-0
- WHO-Laborhandbuch zur Untersuchung und Aufarbeitung des menschlichen Ejakulates, 2012, Springer ISBN: 978-3-642-21122-5
- G. Ludwig, J. Frick, E. Rovan, 1996, Praxis der Spermatologie, Springer, ISBN: 3-540-60571
- M. Nitzschke, T. Strowitzki, M. von Wolff, Spermiogramm und Seminalplasma: Der andrologische Faktor, Gyn. Endokrinologie 2009, 7: 80-86
- Fr.-M.- Köhn, H.- Ch. Schuppe, 2011, Aktuelle WHO-Vorgaben und BÄK Richtlinien: Spermiogramme korrekt erstellen, Uro News 5