Ein Freund der Ski klagt bitterlich:

“Im Sommer fehlt der Schnee für mich.
Nur Hitze! Unerträglich!
Bis zur Ermattung, täglich!“

Durch Schweiß verliert er Flüssigkeit,
die Exsiccose macht sich breit.
Den Mangel auszugleichen,
trinkt er mit Seinesgleichen.

In einem Mehrfamilienhaus
ließ man das Bier aus Flaschen raus.
Es floss ganz frohen Mutes
und wurde Teil des Blutes.

Von da aus drang es ungemein
in jedes der Organe ein,
worauf es sehr erpicht ist,
weil es dort meistens nicht ist.

“Grüßt Gott, ich bin der Alkohol,
nur keine Angst! Auf Euer wohl!
Ich bringe euch die Wende,
die Knechtschaft hat ein Ende!“

Das ZNS, Gehirn im Kopf,
packt die Gelegenheit am Schopf.
Enthemmt wird blind befeuert,
was es sonst sinnvoll steuert.

Da viele Hirne feucht vereint,
und jeder Hirnbesitzer meint,
dass er das beste hätte,
kam nach dem Streit die Wette.

Worum es ging, sei einerlei,
viel spannender war es dabei,
was dem, der sie verloren,
als Strafe auserkoren.

Es wurde nämlich festgelegt,
dass der den Hausflur runter fegt,
auf Skiern selbstverständlich!
So kam es dann, letztendlich.

Die Ski fixiert, der Helm grandios,
es lallte einer: „Fertig, los!“
Das Opfer mit der Fahne,
sah nur noch eins, die Bahne.

Nach vorn geneigt, dann Absprung, steh’n,
links rum, die Stufen, stemmen, dreh’n,
treppab in wilder Rage,
Etage um Etage.

Der elegante Skifahrstil
verendete kurz vor dem Ziel.
Er kam in die Bedrängnis,
das führte zum Verhängnis.


Nach lautem Knall, dem harten Fall,
dem Schrei und dessen Widerhall,
verriet die Zahl der Beine,
er lag dort nicht alleine.

Er war mit einer Frau verstrickt,
die lautlos stöhnt und geistlos blickt.
Ihr Leben schien beendet.
Das Blatt hat sich gewendet.

Die Frau, zuvor vom Lärm erwacht,
trat vor die Tür, was man da macht?
Sie fluchte wild und grollte,
obwohl man das nicht sollte.

Die Reaktionszeit war zu kurz,
und so entschloss sie sich zum Sturz.
Jetzt lag sie stumm am Boden,
und jeder fragt: „Wieso denn ?“

“Herz-Kreislauf-Schock? Ein Schädelbruch?
Fehlt Sauerstoff? Kein Atemzug?“
Es wurde auch vermutet:
’Im Inneren verblutet’.

Die ‚Schnelle Hilfe’ rief man an:
“Zum Krankenhaus, beeilt Euch, Mann!“ ---
Die Frau und was ihr schmerzte,
lag in der Hand der Ärzte.

Am Morgen, als die Trinkerschar
ernüchtert und voll Reue war,
da fuhren die Erweichten
zur Chirurgie, zum Beichten.

Sie fragten, wo die Frau denn liegt,
die in der Nacht was abgekriegt?
Doch keiner kannte diese,
die Stimmung wurde miese.

“Womöglich hielt sie nicht viel aus
und lagert schon im Leichenhaus?“
Man fühlte sich beklommen:
“Wie weit sind wir gekommen?“

“Die Frau, erst da und jetzt nicht mehr?
Das kann nicht sein, sie kam hierher!“
Noch einmal fragt man einen,
der wusste, wen sie meinen!

“Ich hatte Dienst, die letzte Nacht,
als man die alte Frau gebracht.
An ihr war nichts zu finden,
nicht mal was zum Verbinden.

Und trotzdem ließ ich sie nicht zieh’n,
weil sie mir sehr verwirrt erschien.
’Mit Skiern’, hat sie gewettert,
’im Hausflur umgebrettert!’

Noch nie kam Schnee im Sommer vor,
geschweige denn im Korridor!
Die Frau war nicht ganz munter
und mit den Nerven runter!

Und als sie dann noch lauthals schrie,
was ich ihr heut noch nicht verzieh,
war Schluss mit dem Theater!
Jetzt liegt sie beim Psychiater.

Ende

Nachsatz, ganz allgemein:
Die Wahrheit sagen, kostet Mut,
und tut fürwahr nicht immer gut.

Nachsatz, auf den Psychiater bezogen:
Die Wahrheit sagt man besser nicht,
wenn man mit dem Psychiater spricht.

Nachsatz, diagnostisch
Die schönste Diagnose
geht auch mal in die Hose.