Definition:

Implantation der Blastozyste (Embryo) außerhalb des Gebärmutterkörpers (Uteruskavums) etwa am 5-6 Lebenstag nach der Befruchtung

  • 96 % aller EUG sind Eileiterschwangerschaften.
    Weitere atypische Lokalisationen: Eierstöcke (Ovar), Bauch (Abdomen), Scheide (Vagina), Gebärmutterfehlbildungen (z.B.Uterushorn), Gebärmutterhals (Zervix)
  • Inzidenz: 1-2 auf 100 intrauterine Schwangerschaften
  • Rezidivrisiko: 15%

Synonyme:

Extrauterine (ektope) Schwangerschaft, Eileiterschwangerschaft

Ursachen:

  • Eileiterentzündung (Salpingitis) mit Schädigung der Eileitermukosa
    (der häufigste Faktor, z.B. Gonorrhoe, Chlamydien)
  • Zustand nach Sterilisationsoperationen
  • Störungen der hormonellen Balance, Spirale (Intrauterinpessar), Minipille
  • Rauchen durch negative Beeinträchtigung der Tubenmotilität

Komplikationen:

  • Lebensbedrohliche Blutungen
  • Simultane extra- und intrauterine Gravidität (1:1000), insbesondere bei medikamentöser Sterilitätsbehandlung

Symptomatik

  1. Leitsymptom: Primär einseitiger krampfartiger Unterbauchschmerz frühestens in der 4. SSW post conceptionem, p.c. (=ca. 6. SSW post menstruationem, p.m.) mit Zunahme der Intensität
    • oft beschwerdefreie Intervalle von Stunden bis Tage
    • beim spontanem Absterben: Nachlassen der Schmerzen
    • bei Tubarruptur: stärkste Beschwerden unter dem Bild eines „akuten Abdomens“
  2. Leitsymptom: Veränderung der Monatsblutung (Dauerblutung, Schmierblutungen, Amenorrhoe, rezidivierende Blutungsschübe)
  3. Bei intraabdomineller Ruptur mit Blutverlust: Zeichen eines Volumenmangelschocks (Kaltschweiß, Tachypnoe, Übelkeit, Tachykardie, Hypotonie)

Diagnostik:

  • Vaginalle Ultraschalluntersuchung (normale intrauterine Schwangerschaft in der Regel in der 6 SSW p.m. sicher darstellbar, vermehrte freie Flüssigkeit im kleinen Becken)
  • Bimanuelle Tastuntersuchung (einseitiger Druckschmerz oft besser von vaginal auszulösen als von abdominal)
  • Loslasschmerz als Zeichen der peritoneallen Reizung
  • Farbdopplersonographie (typisches Blutflussmuster)

Labor:

ß- HCG

  • im Serum 7-12 Tage nach Ovulation nachweisbar. (Am 32- 35 Zyklustag liegt die HCG-Konzentration bereits im Bereich von ca. 400 IU/l.)
  • im Verlauf : langsamer Anstieg, Plateau-Bildung oder Absinken der Konzentration

Therapie:

  • Kontrollierte Betreuung (leichte Beschwerden oder Beschwerdefreiheit, niedrige HCG-Werte < 2000 IU/l, schneller HCG-Abfall, Adnexprozess < 4 cm)
  • Operative Laparoskopie (Bauchspiegelung), mit Entfernung (Salpingektomie) oder Erhaltung des Eileiters (Salpingotomie)
  • Medikamentöse Behandlung mit Methotrexat (bei erhöhtem Risiko einer Blutungskomplikation, bei Kontraindikationen zur operativen Therapie, explizit nur bei gesichertem extrauterinen Sitz)

 

NB: Der Verlauf der ß-HCG-Werte über mehrere Tage hat größere Bedeutung als ein einzeln gemessener Wert.

Bei HCG-Werte zwischen 600-2000 IU/l und leerem Uteruskavum ist eine EUG sehr wahrscheinlich.

Bei Methotrexat-Therapie sollte der HCG-Wert möglichst unter 5000 IU/l liegen.

Die Aufklärung der Patientin über mögliche Komplikationen und ihr Verhalten in solchen Fällen ist schriftlich zu dokumentieren.

Bei einer gesicherten EUG mit drohender Ruptur und Uneinsichtigkeit der Patientin zur stationären Einweisung dürfen unter Durchbrechung der ärztlichen Schweigepflicht auch Dritte informiert werden (§203 StGB; §9 Musterberufsordnung für Ärte 2004)

 

Literatur:

  • Hucke, J und Füllers, U.: Extrauterine Schwangerschaft, Gynäkologe 2005, 38: 535-552
  • Voigt, H.J.: Pathologie der Frühschwangerschaft, Gynäkologe 2004, 37, 443-458
  • Strehler M., Dettmeye, R., Madea, B.: Plötzlicher Tod bei unerkannter rupturierter Eileiterschwangerschaft mit intraperitonealer Blutung, Rechtsmedizin, 2006, 16, 219-222
  • T.R. Harrison: Harrisons Innere Medizin, 18. Auflage, 2012, ABW Wissenschaftsverlag, ISBN: 978-3-940615-20-6
  • L. Thomas: Labor und Diagnose, 8 Auflage, 2012 ISBN: 978-3-9805215-8-1