Innerhalb der ersten 4 Wochen nach Konzeption gehen ca. 50 % aller Schwangerschaften als Frühaborte zugrunde, die Mehrzahl jedoch für die Frau unbemerkt, evtl. kommt es zu einer Verschiebung der Periodenblutung. In der 6.-8. SSW ist die Frequenz der Spontanaborte ca. 18 % und sinkt dann kontinuierlich bis zur 16. SSW auf ca. 3 % ab. Nur etwa 30% aller Fruchtanlagen erreichen als normale Feten den Geburtstermin.

Definitionen:

Abort (Fehlgeburt) : Ausstoßung eines Feten aus der Gebärmutter bis zu einem Gewicht von 500 g bzw. 24. SSW
 
Totgeburt: Ausstoßung eines toten Feten über 500 g
 
Abortus imminens: drohende Fehlgeburt bei noch intakter Schwangerschaft, Muttermund ist geschlossen
 
Abortus incipiens: beginnende Fehlgeburt, bei der die Schwangerschaft bereits irreversibel gestört ist; geht in einen Abortus incompletus oder completus über. Muttermund ist geöffnet
 
Abortus incompletus: Fruchtanlage wird nicht komplett ausgestoßen
 
Abortus completus: vollständig ausgestoßene Fruchtanlage
Missed abortion: verhaltener Abort: Sistieren der fetalen Entwicklung ohne Blutung oder Schmerzsymptomatik
 
Blasenmole: Gewebe besteht fast vollständig aus Zysten (1-10 mm), sehr hohe HCG-Werte: >500.000 IU/l
 
Septischer Abort: begleitende Entzündungsreaktion mit Fieber
 
Habitueller Abort: drei oder mehrere aufeinander folgenden Fehlgeburten
 
Frühabort: Fehlgeburt vor oder in der 12. SSW
 
Spätabort: Fehlgeburt ab der 13. SSW
 

Ursachen:

  • Chromosomenstörungen (Aneuploidien, Trisomien)
  • Infektionen
  • Anatomische Besonderheiten
  • Autoimmunkrankheiten der Schilddrüse
  • Endokrinologische Störungen (Hyperprolaktinämie, Corpus luteum-Insuffizienz)
  • Medikamente: Methotrexat, Retinoide, Alkohol

Symptomatik:

  • uterine bzw. vaginale Blutung
  • mäßige bis starke Unterleibsschmerzen
  • beim septischen Abort: Fieber, Schüttelfrost, Kreislauferscheinungen bis zum Endotoxinschock
    (meist gramnegative Keime oder Anaerobier)

Diagnostik:

  • Transvaginale Sonographie
  • Labor:
    • Verlaufskontrolle von ß-HCG aller 48 Stunden
      (bei normaler Gravidität Verdopplung des HCG-Wertes aller 2-3 Tage)
    • ggf. Progesteron und Östradiol
    • Zur Ursachensuche:
      • Infektionsausschluss (Röteln, CMV, HSV, Coxsackie-Viren, Toxoplasmose, Listerien)
      • Thrombophiliediagnostik (Antithrombin, Protein C, Protein S, Faktor VIII-Aktivität, Lupus-Antikoagulantien, Cardiolipin-Antikörper, APC-Resistenz bzw. Faktor V-Genmutation, Faktor II-Genmutation, MTHFR-Mutation letztere nur mit Einverständniserklärung)
      • Schilddrüsen-Autoantikörper (MAK, TAK, TRAK)
      • Prolaktin

Therapie: (abhängig vom Abort-art, -stadium und SSW)

  • bei drohender Fehlgeburt: Körperliche Schonung (Arbeitsunfähigkeit, Geschlechtsverkehrverzicht, Bettruhe)
  • bei Lutealphasendefizienz: Progesteron- und hMG/hCG- Substitution
  • bei unvollständigem Abort: Abrasio (Kürettage)
  • beim septischen Fehlgeburt: zusätzlich antibiotische Therapie

 

Literatur:

  • Voigt, H.J.: Pathologie der Frühschwangerschaft, Gynäkologe 2004, 37, 443-458
  • Hucke, J und Füllers, U.: Extrauterine Schwangerschaft, Gynäkologe 2005, 38: 535-552
  • L. Beck • E.Heywinkel • B.Mikat-Drozchynski • Embryonalentwicklung, Anlagestörungen, Abort und Abortursachen, Der Gynäkologe 1998, 31, 813-819
  • F. Demarmels Biasiutti: Stellenwert von Gerinnungsstörungen bei habituellen Aborten, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie, Gynäkologische Endokrinologie 2013 • 11:95–99
  • L. Thomas: Labor und Diagnose, 8 Auflage, 2012 ISBN: 978-3-9805215-8-1