Traditionell wird der Quick-Wert (Thromboplastinzeitwert in Prozent, bezogen auf ein Normalplasma) als Kontrollgröße bei der oralen Antikoagulanzientherapie (Cumarine, Vitamin-K-Antagonisten) eingesetzt. Der Quick-Wert ist von den verwendeten Reagenzien (Thromboplastin) und Geräten abhängig. Daher findet seit einigen Jahren die besser standardisierte Größe INR (International Normalized Ratio) verbreitet Anwendung, ohne damit eine kritiklose Vergleichbarkeit zwischen den Methoden ermöglichen zu können.
Der INR-Wert bezieht sich in der Standardisierung nicht nur auf Normalpersonen, sondern nivelliert auch die unterschiedlichen Thromboplastin-Reagenzien, die bei verschiedenen Methoden eingesetzt werden. Daher ist der INR-Wert von den verwendeten Reagenzien weitgehend unabhängig. Eine Abhängigkeit von den verwendeten Messgeräten ist jedoch auch weiterhin zu beachten. Der Vergleich der INR-Werte von Patientenselbstmessungen mit Labormessungen ist problematisch.
- Der INR-Wert ist zur Führung der eingestellten Patienten geeignet, weniger zur Einstellung selbst. Der INR-Wert wird unaufgefordert zusätzlich zum Quick-Wert mitgeliefert.
- In der Literatur werden für die verschiedenen Antikoagulationsindikationen z.T. widersprüchliche Zielbereiche angegeben. Als praktikable Empfehlung haben sich die von STENZINGER / van de LOO zitierten Richtlinien erwiesen:
Müller-Berghaus und Pötsch (Herausg.) "Hämostaseologie", Springer Verlag Berlin (1998): |
INR 2,2 - 2,8 = niedrig dosierte Antikoagulanzientherapie |
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- Venöse Thrombembolien - Sekundär- oder Rezidivprophylaxe - Vorhofflimmern, Prävention von Embolien - Herzklappenfehler ohne Komplikationen - Ischämische Insulte infolge Gerinnungsdefektes - Prävention von apoplektischen Insulten - Herzklappenersatz, Bioprothesen - Thrombophilie |
INR 3,0 - 3,5 = hoch dosierte Antikoagulanzientherapie |
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- Herzklappenersatz, mechanische, künstliche Klappen |
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In unserem Labor wird der Quick-Test mit dem Reagenz Neoplastin-Plus (Roche-Diagnostics) bestimmt.
Es gilt folgende Relation:
INR |
1.0 |
1.25 |
1.5 |
2.2 |
2.8 |
3.0 |
3.5 |
4.4 |
5.1 |
6.1 |
7.5 |
9.8 |
Quick (%) |
100 |
70 |
55 |
36 |
29 |
27 |
24 |
20 |
18 |
16 |
14 |
12 |
Hinweise zur Präanalytik:
- lange Stauungen vermeiden (maximal 60s)
langdauernde Stauung führt zu einer lokalen Aktivierung der Fibrinolyse und zu einer Erhöhung der Gerinnungsfaktorenaktivität.
- Punktion mit einer weitlumigen Kanüle vornehmen (0,8 mm)
bei langanhaltenden Punktionsversuchen kommt es zum verstärkten Eindringen von Gewebeflüssigkeit (Gewebethrombokinase) in die Probe (Bildung von Mikrogerinnseln).
- Sollen bei einer Punktion mehrere Röhrchen gefüllt werden, dann nicht das erste für Geringsuntersuchungen (Citratröhrchen) vorsehen.
Fehlermöglichkeit durch Gewebethrombokinase.
- Röhrchen zügig und gleichmäßig füllen
zu schnelle Aspiration führt zur Schädigung von Thrombozyten und Erythrozyten (Hämolyse), zu langsame und stockende Aspiration birgt die Gefahr der Teilgerinnung / Gerinnselbildung
- Röhrchen korrekt füllen, damit das Mischungsverhältnis Blut/Citrat stimmt.
Röhrchen unmittelbar nach der Blutgewinnung durchmischen.
("Drehen und Kippen", nicht schütteln, Schaumbildung vermeiden !)
- Niemals Blut in einer Extraspritze abnehmen und dieses dann in das Citratröhrchen umfüllen!
- Lipämische und hämolytische Plasmen sind nur bedingt für Gerinnungsanalysen tauglich.
Einfluss von Medikamenten auf die Wirkung oraler Antikoagulanzien:
Die weitaus häufigste Ursache für einen abrupten Abfall des Quick-Wertes in blutungsgefährdete Bereiche oder Anstieg in therapeutisch unwirksame Bereiche ist die zusätzliche Einnahme bestimmter Pharmaka, insbesondere Pyrazolonderivate, Allopurinol, Clofibrat sowie Antibiotika (Karow, Lang-Roth, Phaarmakologie und Toxikologie, 25. Auflage, 2017).
1. Potenzierende Einflüsse von Medikamenten auf orale Antikoagulanzien (Quick-, INR+) |
überwiegend: |
Pyrazolonderivate insbesondere Phenylbutazon, Oxyphenylbutazon Allopurinol Amiodaron Antibiotika Bezafibrat Gemfibrozil Danazol Tetracycline |
D-Thyroxin Etacrynsäure Glifanan Glucagon Isoniazid Langzeitsulfonamide Penicilline Sulfinpyrazon Chinidin |
seltener: |
Acetylsalizilsäure in hoher Dosierung Anabolika Chloralhyrat Chloramphenicol Disulfiram 6-Mercaptopurin |
Paracetamol, langfristig und hohe Dosis Reserpin Sulfisoxasol Sulfonylharnstoff Suramin
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2. Hemmende Einflüsse von Medikamenten auf orale Antikoagulanzien (Quick+, INR-) |
Barbiturate Cholestyramin Corticosteroide Diuretika Griseofulvin Johanniskraut |
Laxanzien Ovulationshemmer Rifampicin Tegretal Carbamazepin |
Vitamin K-haltige Gemüse können die Wirkung oraler Antikoagulanzien abschwächen (Quick+, INR-)
Vitamin K-Gehalt einiger Lebensmittel (pro 100g) : |
Grünkohl Spinat Brokkoli Salat Kohl Grüne Bohnen Grüne Erbsen Tomaten Bananen |
729 µg 415 µg 175 µg 129 µg 125 µg 40 µg 29 µg 10 µg 2 µg |
Einfluss von neuen/direkten oralen Antikoagulanzien (NOAK/DOAK)
Die Quick-Messung (und INR) wird unter DOAK (Direkte Orale Antikoagulanz, z.B. Dabigatran, Rivaoxaban, Apixaban) empfindlich gestört. Je nach DOAK ist der Wert stark, mäßig oder gar nicht verringert. Eine quantitative Angabe zur Wirkung der Antikoagulanzien oder Blutungsneigung ist nicht möglich. Absolutwerte können nicht mit der klinischen Wirkung interpretiert werden. Der Quick-Wert zeigt nur die Anwesenheit der Substanz im Blut an. Daher ist zu empfehlen immer die Dosis der verabreichten DOAK im Auftrag mit zu vermerken. Bei Verdacht auf Blutungsgefahr oder fehlende Patientenkomplianz wird die Bestimmung des anti-Xa-Spiegels empfohlen.
siehe auch