Allergiediagnostik (molekular) |
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Die altbewährten Gesamtallergene enthalten Extrakte aus einer Allergenquelle (z.B. Birkenpollen) und bestehen aus einer Vielzahl allergenen und nicht allergenen Komponenten. Die Allergenmischungen enthalten mehrere Gesamtallergenextrakte (z.B. Spätblüher, bestehend aus Ahorn, Birke, Buche, Eiche, Walnuss), die bei einer positiven Reaktion eine weitere Differenzierung der einzelnen Allergenquellen bedürfen. Die neu entwickelten molekularen Allergene oder s.g. Allergenkomponente (z.B. Bet V1 vom Birken-Gesamtextrakt) enthalten dagegen nur ein einzelnes Proteinmolekül, der hochaufgereinigt (nativ) oder rekombinant hergestellt worden ist.
Die Bestimmung der Spezies-spezifischen Allergenkomponenten erlaubt:1. eine Unterscheidung zwischen einer echten Primärsensibilisierung und einer Kreuzreaktion Kreuzreaktionen von Immunglobulin-E (IgE)-Antikörpern entstehen durch molekulare Verwandtschaft zwischen Allergenstrukturen verschiedener Allergenquellen. Bei der primären Nahrungsmittelallergie (Typ 1-Allergie) können z.B. Kreuzreaktionen auftreten (z. B. bei Haselnüssen und Erdnüssen, Kuhmilch und Ziegenmilch, Kabeljau und anderen Fischarten). Von großer Bedeutung und stark zunehmend sind jedoch Nahrungsmittelallergien infolge einer Kreuzreaktion mit Inhalationsallergenen (bis zu 60% bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, Typ 2-Allergie). Die primäre Sensibilisierung ist vorrangig gegen Inhalationsallergene gerichtet (z. B. Baum-pollen). Symptome entstehen bei der Aufnahme von Nahrungsmitteln, die den Baumpollen homologe Allergenstukturen aufweisen, z.B. Apfel, Haselnuss, Karotte, Kartoffel, Kirsche, grüne Kiwi, Nektarine. Die häufigste klinische Manifestation ist dabei die Kontakturtikaria der Mundschleimhaut (früher als orales Allergiesyndrom bezeichnet). Kreuzreaktionen gegenüber Kohlenhydratseitenketten von Glykoproteinen („cross-reactive carbohydrate determinants“, CCD) in Pflanzen führen oft zu einer Vielzahl positiver in-vitro-Teste, sind aber selten mit klinischer Symptomatik verbunden.
2. eine Einschätzung des Risikos für schwere allergische Reaktionen Die Stabilität eines Moleküls hilft Ihnen das Risiko von systemischen versus lokalen Reaktionen ab-zuschätzen. Labile Allergene sind assoziiert mit lokalen Reaktionen (typisch sind orale Symptome). Gekochte Nahrungsmittel werden dabei oft toleriert. Stabile Allergene dagegen weisen zusätzlich zu den lokalen Reaktionen die Tendenz auf, mit systemischen Reaktionen assoziiert zu sein. Das Risiko für schwere anaphylaktische Reaktionen ist z.B. beim Nachweis von spezifischen IgE gegen Ara h1, h2 & h3 (Erdnussbestandteile) gegeben. Im Gegensatz dazu ist eine Sensibilisierung gegen Ara h8 eher mit einer milden, oralen Symptomatik verbunden.
3. eine Voraussage des Erfolgs einer spezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung, SIT) Bei alleiniger Ausprägung der Spezies-spezifischen Marker (Hauptkomponenten, Majorallergen) sind die Erfolgsaussichten der Therapie gut. Sind zusätzlich unspezifische Marker ausgebildet (Nebenkomponenten, Minorallergen), bestehen mäßige Therapieerfolge, bei alleiniger Ausprägung der unspezifischen Marker sind die Therapieaussichten der spezifischen Immuntherapie schlechter. Da die Hyposensibilisierung aber die einzige kausale Therapie ist, die zur Verfügung steht, sollte sie auch bei weniger guten Aussichten dem Patienten angeboten werden.
Nomenklatur Der Name einer allergenen Komponente lässt sich an folgendem Beispiel erläutern: rPhl p 1: setzt sich zusammen aus „r“ für rekombinant, den ersten drei Buchstaben des Genus „Phleum“ dem ersten Buchstaben der Spezies „pratense“ und der Allergennummerierung. Beispiele:Birkenpollenallergie: rBet v2 ist ein Neben- oder Minorallergen und gehört zur Proteinfamilie der Profiline. Profiline sind für die multiple Sensibilisierung gegenüber Pollen und pflanzlichen Nahrungsmitteln verantwortlich und werden bei 10-30 % der sensibilisierten Patienten nachgewiesen. Eine spezifische Immuntherapie ist beim positiven Nachweis einer Sensibilisierung gegen rBet v1 sinnvoll. Milbenallergie: Erdnussallergie: Das rAra h 2, ein Speicherprotein, gilt als bester Prädiktor für eine klinisch relevante Erdnussallergie. Wenn dieses positiv ist, sollten Erdnüsse in jeder Form vermieden werden, da es zu schweren systemischen Reaktionen kommen kann. Ist rAra h 2 negativ, werden geringe Mengen Erdnuss (z. B. im Brotaufstrich) meistens vertragen. Bienen-/Wespenallergie: Durch Testung von rApi m1 (Hauptkomponente der Biene) und rVes v5 (Hauptkomponente der Wespe) können 97 % der Bienenallergiker und 87 % der Wespenallergiker identifiziert werden. Verdacht auf Reaktion mit Panallergenen:
- IgE gesamt, spezifisches IgE gegen Gesamt-Allergenextrakte bzw. Allergenmischungen - bei positivem Nachweis eines Allergenextraktes und geplanter SIT: Differenzierung der Reaktion gegen Haupt- bzw. Nebenallergene (siehe Tabelle) mittels molekularer Allergene - Material: Serum Molekulare Allergenkomponenten werden genauso abgerechnet wie herkömmlichen Allergenextrakte. EBM-Einschränkungen pro Quartal :
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letzte Änderung: 7/5/2018 |
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